Altered Fates: Glück und Glas, Teil 2

by: T:M 
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Rating: X Add Review    Added: 05/03/2007
Complete: yes 
Synopsis:Story in German. Die Drei sind die besten Freunde. Und jeder von ihnen hat so seine ganz eigenen Probleme mit den Frauen.
Der Zweite hat Beziehungsprobleme...
Achtung: In dieser Geschichte gibt es Szenen mit expliziten sexuellen Handlungen. Ausserdem wird geflucht, und das nicht selten!
Categories: Age Regression  Jennifer Adams' Altered Fates Universe  Magical Transformations  Non-English story  Stuck 
Keywords: Long Finger Nails 


Altered Fates: Glueck und Glas, Teil 2

by T:M in 2006



Achtung: In dieser Geschichte gibt es Szenen mit expliziten sexuellen Handlungen. Ausserdem wird geflucht, und das nicht selten!

Und noch ein kleiner Hinweis: Die ersten zwei Abschnitte sind bei allen Teilen der "Glück und Glas" Geschichten identisch, da die Geschichten das Geschehen aus verschieden Perspektiven beschreiben und nicht aufeinander aufbauen. So kann jeder Leser, ganz gleich mit welcher Geschichte er auch beginnt, die selben Vorkenntnisse haben.

***Prolog***

Eigentlich war alles wie immer: Ein typischer Samstag Vormittag. Das "Venice", ein kleines Eiscafe, welches nach 22.00 Uhr auch eine ganz passable Szenebar abgab lag am Rande der malerischen Altstadt, direkt neben der Rossmann-Brücke, dem Markenzeichen des Ortes, welche über einem kleinen Fluss verlief. Wie immer der kleine, runde Tisch in der hintersten, dunkelsten Ecke, direkt neben der Tür zu den Personalräumen. Und wie immer waren sie zu dritt:

Der langhaarige Zottel, der lustlos in seinem Cappuccino herumrührte hiess Walter, wurde aber auf Grund eben dieser haarigen Frisur von der Allgemeinheit schon seit langem nur noch "Wuschi" gerufen. Doch damit konnte er leben. Im Vergleich zu manchen unbeliebteren Mitschülern, deren Spitznamen schon an hart Beleidigungen grenzten hatte er noch ein halbwegs gutes Los gezogen. Nicht, das er zu einer dieser endcoolen Cliquen gehören würde (oder gerne in einer wäre), aber er war damit zufrieden für alle "der Wuschi" zu sein, der auf Partys immer für die richtige Stimmung sorgte.

Nur schien es in letzter Zeit nicht mehr möglich, ihn in gute Stimmung zu bringen. Deprimiert trank er einen Schluck nach dem anderen, ohne dabei ein Wort zu sagen.

Seinem Kumpel Wilhelm, der links von ihm sass und sich nicht entscheiden konnte, ob er jetzt mit der kleinen, roten Häkelnadel in seinen Rastaas herumspielen sollte oder doch lieber damit anfangen, an seinem mittlerweile fast gänzlich geschmolzenen Eis zu löffeln schien es ähnlich zu gehen.

Ihn nannten die meisten Schüler der kleinen Berufsschule meistens den "Buschmann". Mit seinen langen Rastaas, seinem Lieblings Hawaiihemd und dem Faible für indianischen Schmuck gab es eigentlich keinen besseren Rufnamen. Und auch er konnte sicher sein, dass ihn mit dem Namen niemand beleidigen wollte. Das hätte sich bei seiner Körpergröße von knapp 2,05m auch niemand, der nicht unbedingt mit dem Kopf voraus in einer verdreckten Schulkloschüssel stecken wollte getraut.

Der dritte im Bunde, Frank, der coolness wegen auch oft "Franky" gerufen hatte sich mit einer ähnlich guten Stimmung aus dem "Gespräch" zurück und in seinen Ärmel verzogen, in dem er nun eine Art Halbschlaf verbrachte.

Seine Gedanken dabei konnte man nur erahnen. Nach Wuschis Einschätzungen lagen sie irgendwo zwischen seiner neuen Flamme Rebecca, die er schon seit einigen Tagen mit mehr oder weniger erfolg anbaggerte und dem Ska-Konzert, auf dem er letzte Woche abgefeiert hat.

***Weiber***

"Wisst ihr, was mich am meisten Ankotzt?" entfuhr es Wuschi plötzlich. Wilhelm drehte sich gelangweilt zu ihm, wollwissend was als nächstes kommen würde: Wutentbrannte Hasstiraden über seine Ex, Anja.

"Diese elende Schlampe Anja!" "Was hat sie denn jetzt schon wieder angestellt?" fragte Wilhelm tröstend. Frank zog es währenddessen scheinbar vor, weiterhin in seinem Ärmel liegend über das Thema zu meditieren.

"Ich durfte mir heute nach der Englischklausur von Frank sagen lassen, dass sie seit neustem in irgend so einem scheiss Gothic- Forum über mich lästert. Ich könnte ihr echt nen Kabel um den Hals wickeln, sie an unseren Opel hängen und 30 Kilometer hinterher schleifen! Jaja, ich weis das klingt heftig, aber dann wäre die ganze Sache wenigstens endgültig vorbei." Er lehnte sich zurück, holte tief Luft und Atmete mit einem tiefen, nörgelnden Grollton aus, welcher die meisten, die Wuschi nicht kannten spontan an Marge Simpson erinnerte. "Ich geb mir ja größte Mühe sie zu vergessen. Aber wie soll ich das denn, wenn sie weiterhin Scheisse hinter meinem Rücken baut!?"

Buschmann nickte ihm zu. Was genau zwischen ihm und Anja vorgefallen war wusste eigentlich keiner so genau, wahrscheinlich nicht einmal die beiden selbst.

Da er zusammen mit Walter und Frank ein richtiges "Trio Infernale" bildete, bei dem jeder für den anderen die Hand ins Feuer legen würde hat er die Geschichte natürlich aus Wuschis sicht gehört. Der war nämlich eine knappe Woche mit Mandy zusammen gewesen, bis diese ihn schliesslich mit den Worten "vielleicht entwickelt sich später noch was draus" abservierte. Natürlich hat Wuschi sich das dann nicht zweimal sagen lassen und ihre nach allen Regeln der Kunst den hof gemacht, doch sie distanzierte sich immer weiter von ihm. Als er dann ein paar ihrer Freundinnen fragte warum erzählten ihm einige, die es mit der Schweigepflicht wohl nicht so genau nahmen, dass Anja schon seit Ewigkeiten heimlich über ihn lästert. Sogar einen "Aufdringlichen, räudigen Hund" soll sie ihn schon genannt haben, womit auch klar wäre, warum ihn in letzter Zeit viele Mitschüler immer so schräg angrinsten. Dabei regte ihn besonders auf, das sie ihm doch einfach hätte sagen können, das sie kein Interesse hat. Damit wäre die Sache seiner Meinung nach vom Tisch gewesen. Doch da hat er die Rechnung wohl ohne Anja gemacht, die alles verbal so hindrehen konnte, das sie am Besten dabei wegkam.

Buschmann kannte Wuschi schon lange. Er hat ihn bisher immer als relativ aufdringlich Mädchen gegenüber erlebt, dachte sich insgeheim also, das es mit dem "aufdringlichen Hund" wohl nicht so weit her war. Das es allerdings mehr als schändlich war, seinen Kumpel Numero Uno deswegen so in den Dreck zu ziehen sah er ein und unterstützte Wuschi wo er nur konnte, hauptsächlich natürlich durch gutes Zureden.

Dieser hatte es sich mittlerweile zum Ziel gemacht, Franky entgültig aus seiner Trance zu befreien. "Vielleicht wehre ich mich einfach mit einem NUKLEARSCHLAG!" brüllte er in Frankys linkes Ohr, das zwischen den kräftigen dunklen Haaren und dem Bob Marley T- Shirt hervorlugte.

"Wiewo...waaahaee?" stammelte er, während er mit weit aufgerissenen Augen auf die Stuhllehne zurückschnellte und dabei heftig mit den Armen wedelte. "Mein lieber Scholli! Bist du heute so neben der Kappe oder hattest du Gestern wieder ein Date mit Mary-Jane?" fragte Buschmann ihn mit einem breiten Grinsen, bevor er und Wuschi in lautstarkes Gelaechter ausbrachen.

"Ach Leute..." antwortete Franky, immer noch leicht irritiert durch sein plötzliches Erwachen. "ich mach mir in letzter Zeit einfach zu viele Gedanken über Rebecca, das wisst ihr doch!"

Oh ja, das heikle Thema Rebecca. Frankys neuste Hoffnung, nachdem das mit dem norwegischen Au-Pair Maedchen nichts wurde. "Gibt’s denn mittlerweile was neues?" fragte Wuschi interessiert. "Eben nicht! Das ist ja mein Problem... Ich hab immer das Gefühl wir beide wollen, aber sie ist irgendwie immer so abweisend....Wu"

"Tja, sieht wohl so aus als hätte ich mal wieder die einzige funktionierende Beziehung in diesem Saftladen." Unterbrach Buschmann ihn triumphierend. Die anderen Beiden senkten das Haupt und drehten sich weg von ihm. Nicht nur, weil sie sein ewiges Rumgeprahle nicht länger ertragen konnte, sondern weil sie sich sorgen um ihren Freund machten.

Seit knapp 6 Monaten war er jetzt mit Nina zusammen. 6 Monate, in denen sie zwar angeblich viel miteinander unternommen haben, in denen sie von Franky und Wuschi aber nur 4 oder 5 mal zusammen beim ausgehen ertappt wurden. Im allgemeinen war es so das Wilhelm irgendwie immer alleine oder mit seinen Kumpels, also ihnen unterwegs war. Genau so wie seine Freundin, die liebend gerne in diversen RnB Diskotheken das Bremer Nachtleben unsicher machte, und dabei sicher mehr als einmal angeflirtet wurde, oder mit anderen Typen tanzte. War das etwa eine funktionierende Beziehung?

"Nun ja, was ich dich fragen wollte Wuschi:" wandte Franky schnell ein, um das Gespräch wieder in eine andere Richtung zu lenken. "Wie war das denn bei dir mit Rebecca? Komm schon, raus damit. Ich bin echt verzweifelt."

"Klar helf ich dir. Wofür hast du mich denn, wenn schon nicht zu Mathehausaufgaben abschreiben" Sagte Wuschi, an dem während der Jahre schon so mancher Mathematiklehrer verzweifelte. "aber ich bin grade ein bisschen zu deprimiert um anständig zu reden. Ruf mich später doch mal an. Ich muss sowieso bald gehen, ich will wissen ob mein Päkchen schon da ist." Franky willigte ein. Danach herrschte wieder Stille in der kleinen Männerrunde.

"Wuschi, Buschmann... ich muss ehrlich sagen, dass mir unsere abendlichen Diskussionstouren immer wieder gut tun ". Sagte er schliesslich.

"...ABENDLICH!?" erwiderten die beiden verwirrt. "Du solltest echt mit dem Kiffen aufhören Franky" meinte Buschmann in einem mütterlichen Tonfall, nachdem er begriffen hatte das Franky es mit der Uhrzeit tatsächlich ernst zu meinen schien. "Wir haben gerade mal Elf!"

"Und das hättet ihr mir nicht sagen können, bevor ich die doppelte Whiskey-Cola bestellt hab?" fragte er zurück, während er die Arme über seinem Kopf, in dem gerade ein ganzes Zeitkontinuum zusammenbrechen schien ausstreckte und herzhaft gähnte, woraufhin die versammelte Mannschaft noch einmal laut zusammen loslachen musste.

***Spielzüge***

Das Gelächter, die Stimmung, ja eigentlich sein ganzes selbstbewusstes Auftreten hatte Wilhelm seinen zwei besten Freunden vorgegaukelt. Er dachte zwar immer er sei ein mieser Schauspieler, doch Walter und Franky schienen ihm aus der Hand zu fressen, was ihm dabei half die Dinge zu regeln bevor sie zu sehr in die Öffentlichkeit rücken würden wie bei Wuschis griff ins Klo mit dieser Gothic-Psychopatin. Die Brücke, die er mühevoll zwischen sich und Nina aufgebaut hatte begann langsam aber sicher zu zerbrechen. Er wusste nicht wie er das Spiel zu seinen Gunsten entscheiden sollte.

"Hey du Pfeife! Du darfst dich nicht gehen lassen nur weil der Ball gerade im anderen Strafraum ist. Bleib Konzentriert, Trottel!" Dem ruppigen Lokaltrainer waren Wilhelms Beziehungsprobleme, die er gerade verarbeitete natürlich scheissegal. Nachdem Wuschi nach Hause gegangen war und Franky plötzlich mit Rebecca am Handy hing hatte er spontan beschlossen das Fußballtraining heute ausnahmsweise nicht zu schwänzen, so wie er es in letzter Zeit immer wieder getan hatte. Auch wenn er sein Herzblut ins runde Leder investierte, seit er alt genug war um in einer Mannschaft spielen zu dürfen: Nina war ihm wichtiger als alles andere. Er wollte nicht, das ihm dieses Glück aus den Händen rann wie sämtlich Bälle, die heute bereits in seinem Kasten gelandet waren....

"Die Linke, achte doch auf die Linke!!! Der Ball ist schon über die Mittellinie und du glotzt nur dumm wie das Schäflein auf der Weide! Tu was, du drei Wochen altes Kind!" flog es zusammen mit einer Überportion Speichel unter dem bauschigen, grauen Schnauzbart von Herr Asmussen hervor, der dafür bekannt war das letzte aus seinen Jungs zu pressen. Zu schade für ihn, das Wilhelm nicht einmal zuhörte.

In seiner Position als Torwart hatte er eigentlich schon früh gelernt, Gefährliche Situationen rechtzeitig einzuschätzen und unter Kontrolle zu bringen. Doch am Störfaktor "Marcel", oder "das Übel", wie er ihn immer nannte biss er sich die Zähne aus.

Die Lage war aber auch mehr als verzwickt: Wilhelm und Nina waren Nachbarskinder. Er kannte sie schon seit ihrer Geburt, an die er sich noch gut erinnern konnte, was an dem immensen Altersunterschied zwischen ihm und "seiner Kleinen" lag. Sie war mit ihren zarten 18 Jahren immerhin stolze fünf Jahre jünger als er. Logisch, dass sie sich da erst in letzter Zeit mehr zueinander hingezogen fühlten als gute Freunde. So kannte er sie glücklicherweise schon sehr gut bevor sie eine feste Beziehung eingingen. Wilhelm wusste bereits bescheid über all ihre Vorlieben und Abneigungen, lernte aber leider auch schon vor langer Zeit ihren besten Freund kennen: Marcel.

Marcel und Nina waren ein Herz und eine Seele. Nicht im Sinne einer Beziehung, das war ihm Klar. Dachte er zumindest. Es war eine rein freundschaftliche Sache. Die beiden unternahmen so viel zusammen. Einkaufen, Kino, Tanzen.... Nina liebte es zu Tanzen, doch war sie nie zusammen mit Wilhelm auf dem Parkett. Seine beiden linken Füße, die ihn immer in den unpassendsten Momenten zum stolpern brachten sorgten dafür, dass er die Abende, an denen sie als Paar unterwegs waren mit einem ausreichenden Sicherheitsabstand an der Bar verbrachte und ihr bei ihren Tanzkunststücken zusah, die sie dem staunenden Publikum mit Marcel als Partner vorführte. So klar schien ihm das alles also doch nicht zu sein. Hätte er nur damals schon erkannt, das Marcel heimlich in Nina verliebt war...

Genau da lag Wilhelms Frustrationspunkt. Seit Marcel Nina seine große Liebe gestanden hat war ihm jede Sekunde, in der er nicht bei ihr sein konnte unheimlich. Er war sich verdammt sicher das dieser schmierige Wicht jede Chance nutzen würde um sich an seine Freundin ranzumachen. Und am liebsten würde er ihm schon auf Grund dieses Gedankens seine Faust tief ins Gesicht rammen. Aber solange nichts ernstes zwischen ihnen passiert kann er einfach nicht eingreifen. Auch wenn sie beteuerte, dass sie seine Gefühle verstehen würde und Marcel auf abstand halten konnte. Nina wäre schneller Weg als er "Vergiss ihn" sagen könnte, wenn er ihr ohne triftigen Grund den Umgang mit ihrem besten Freund verbieten würde. Und bei wem sie nach einem solchen Streit landen würde war ihm bewusst.

Er müsste sie nur einmal im richtigen Moment erwischen um mit ihr ernsthaft über das Übel zu sprechen. Ihr einmal Nina klarmachen, dass Marcel die romantische Beziehung, die sie und Wilhelm noch bis vor kurzem voll ausleben konnten mit solchen Kindereien gefährdet und die Sache würde sich wieder einrenken, dachte er sich. Doch wo war dieser erlösende Moment für ihn? "Direkt hinter dir du Dünnbrettbohrer!" hörte er Asmussen noch einmal schreien, dann traf ihn ein gewaltiger Schlag in den Nacken und er verlor die Besinnung.

***Blaues Auge***

Irgendwie muss er sich beim Nachdenken doch nach links gedreht haben, wie Asmussen es ihm befohlen hatte. Leider kam diese Bewegung einen Tick zu spät, denn mittlerweile kam der Stürmer im roten Trikot von der anderen Seite. Nur so konnte ihn der Ball am Hinterkopf treffen. Und seinen Kopf gegen den linken Pfosten schleudern. Und nur in dieser Position konnte er bei seinem Sturz auf dem harten Stollenschuh des Spielers landen der ein Tor verhindern wollte.

Er fühlte sich wie die Melone, die auf den harten Asphalt geworfen wird um Grundschulkindern zu demonstrieren was passiert, wenn man ohne Helm Fahrrad fährt. Trotzdem hätte es nicht besser ablaufen können. Um zu verhindern das er sich beim nächsten Stoß mehr zuzieht als ein blaues Auge und eine dicke Beule hat ihn der Trainer, der seine Wut auf den "unfähigen Keeper" nur mit größter Mühe unter Kontrolle halten konnte für die nächsten drei Wochen von den Trainingseinheiten befreit und direkt nach Hause geschickt.

Begeistert zog sich Wilhelm seine Bermudashorts und sein Hawaiihemd an, bevor ihm die Frau des Platzwartes noch einen kleinen Gehlverband anlegte. Er wollte nämlich unbedingt noch bei Nina vorbeischauen, die Samstags immer um diese Uhrzeit von ihrer Tanzstunde nach Hause kam. Das Spiel hatte ihm nicht nur seine Kopfhaut, sondern auch seinen Verstand geöffnet. Er musste endlich mit ihr Reden, bevor ihn diese Sache noch stärker in ein depressives Trauma zog. Oder bevor Marcel, angeregt durch Wilhelms Nichtstun die Gelegenheit zum Handeln ergriff...

Mit einem für seinen Zustand sehr gewagten Satz schwang er sich auf sein abgenutztes Mountain-Bike und radelte in Höchstgeschwindigkeit vom Fußballplatz, die Altstadt hinunter und über die Rossmann- Brücke, wobei er mit seinem rasanten Fahrstil mehrere Passanten beinahe über den Haufen fuhr. Auf seinem Weg stibitzte er noch ein paar hübsche Blumen aus dem Garten von Frau Bachmeier, die auf Grund ihres hohen Alters gerade noch dazu in der Lage war ihm böse hinterher zu drohen. Sehr auf die Strecke musste er sich ja nicht konzentrieren, er musste ja nur zum Nachbarhaus. Er freute sich schon auf ihr Gesicht, wenn sie den kleinen Straus sehen würde.

Als er das kleine, zitronengelbe Haus mit der Nummer 6 erreichte war er vollkommen außer Atem. Hastig wischte er sich mit dem Hemdärmel über die verschwitzte Stirn und versteckte den Strauß hinter seinem Rücken. Doch gerade als er die Klingel drücken wollte, öffnete sich die Tür wie von selbst. Vor ihm stand Marcel, die eine Hand an der Türklinke, die andere um Ninas Hals gelegen. Reflexartig lies Wilhelm den Blumenstrauß fallen. Die Überraschung stand den Dreien tief ins Gesicht geschrieben. Es war einer von diesen Momenten, in denen man sich so sehr zur Konzentration gezwungen sah, dass man seine Umwelt kaum noch wahrnehmen konnte. Sekundenlang starrte er entgeistert in Marcels weit geöffneten Augen. Danach ging alles sehr schnell. Ein gezielter Griff von Wilhelms gewaltiger Pranke um das Handgelenk des körperlich unterlegenen Marcels. Mit glühendem Temperament schleuderte er ihn aus dem Haus und direkt in den Vorgarten.

Für einen kurzen Moment streckte Nina sich nach ihm aus, doch Marcel schüttelte nur verbittert den Kopf und stürmte durch das weißgestrichene Gartentor davon. Wilhelm hingegen brauchte, besser gesagt wollte sie zu diesem Moment eigentlich nicht hereinbitten. Er hob die Blumen von selbst wieder auf, drückte sie ihr ohne einen wohlwollenden Blick in die Hand, ging ins Wohnzimmer und setzte sich mit zusammengefalteten Händen und wutentbranntem Gesichtsaufdruck auf die Couch.

***Trauerspiel***

Die Klimaanlage, eines der neusten Modelle tat ihr bestes um die Raumtemperatur bei angenehmen 23 Grad zu halten. Doch selbst das teuerste Modell konnte gegen die Hitze zwischen Nina und Wilhelm nichts ausrichten. Es war die Art von Hitze die man spüren konnte bevor sich ein Gewitter entlud. Obwohl keiner sprach konnte man die weißen Blitze zwischen ihnen hin- und herfliegen sehen. Um aus einer solchen Situation herauszufinden ohne den Partner zu verletzen bedarf es nicht nur einer ordentlichen Portion von diplomatischem Geschick und einem gewissen Hang zur Empathie, sondern vor allem auch der Fähigkeit, sich selbst (und vor allem dem Partner) Fehler eingestehen zu können. Doch weder der sture Wilhelm noch seine bereits eingeschüchterte Freundin hatten eine dieser Gaben.

Hilflos und mit leichten x-Beinen stand Nina hinter der Küchentheke, die den Wohn- vom Kochbereich trennte. Die Hände fest um ihren Glücksbringer, ein kleines Bettelarmband gelegt durchsuchte sie eifrig ihren Geist nach den Worten, mit denen sie ihren Freund am wenigsten verletzen würde. Mit einem grundlos schulderfüllten Blick starrte sie auf ihren Koloss von Freund, der immer noch regungslos auf dem Sofa verharrte. Sie konnte es ihm nie recht machen. Egal, was sie jetzt sagen würde. Er würde wieder grundlos ausflippen und sie auf Grund seiner Eifersucht zur Schnecke machen.

"Es ist nicht so wie du denkst..." stammelte sie vorsichtig, kaum laut genug um es ihn hören zu lassen.

"Und wie soll es sonst gewesen sein?!" Als hätte er nur darauf gewartet sprang Wilhelm aus seiner Position auf und schlug Verbal zurück. Er wusste, das sie so reagieren würde. Ihm war es unverständlich, dass sie sich auf eine derartig unverschämte Weise aus der Affäre stehlen wollte.

"Wieso kannst du nicht akzeptieren, das er nur ein Freund von mir ist!?" kreischte es schrill aus ihrer dünnen Kehle. Die Lautstärke klang unwirklich: Nina hatte schon immer eine sehr leise Stimme und redete auch selten in einer Lautstärke, die einen ganzen Saal aufhorchen lassen konnte. Obwohl in diesem Streit erst wenige Sätze gefallen sind war sie nervlich bereits am Ende. "Siehst du denn nicht, das du unsere Freundschaft zerstörst?"

"Siehst DU denn nicht, das du UNSERE Beziehung ruinierst????" Schachmatt. Dadurch, das Wilhelm den ganzen Streit über Freundschaft auf die intime zwischenmenschliche Ebene zwischen ihnen getrieben hatte überrumpelte er Nina völlig. Geleitet von Zorn entfuhr ihm das Geschwür, das er so lange mit sich herumtrug. Ninas Lippen verkrampften sich zu einer Wellenlinie, die Augen kniff sie leicht zusammen. Eine Träne ran ihre ungeschminkte Wange herunter. Seine immer noch geballte Faust entspannte sich blitzartig und auch die grimmig in Falten gelegte Stirn entspannte sich. Was hatte er nur getan? Nina begann zu schluchzen. Ihre Zerbrechlichkeit, ihr hilfloses Gewimmer führten im vor, wie falsch und idiotisch er sich verhalten haben musste. Er wollte sie nicht verletzen. Er wollte dieser besonderen Person, die ihm seine erste Blume schenkte, seinen ersten Urlaub ohne Eltern, seinen ersten Kuss nicht verletzen.

Nina weinte immer noch bitterlich, und als wolle er ihr eine Antwort darauf geben breitete er die Arme aus. Durch diese Körperhaltung bot er sich ihre zwar geradezu für einen Konter an, doch er wusste aus Erfahrung, das sie ihn richtig verstehen würde. Noch bevor er ihr "Es tut mir leid" zuflüstern konnte rannte sie ihm entgegen und sprang in seine Arme. Er lies sich rückwärts auf das Sofa fallen. Zwar musste er seine langen Beine auf dem unbequemen Teppich abstellen um genug Platz für beide zu schaffen, doch das war ihm egal.

Instinktiv legten sich ihre Köpfe umeinander, verschränkten sich ihre Beine und arme. Beide konnten die innere Hitze des anderen spüren, und da im ganzen Haus nur noch das leise Schluchzen seiner Freundin zu hören war, um das er sich kümmern wollte waren sie schon nach wenigen Sekunden von der Außenwelt abgekapselt.

***Schutzengel?***

Er musste tief geschlafen haben. Als Wilhelm versuchte aufzustehen hatte er wahnsinnige Kopfschmerzen, denn seit er als kleiner Junge einmal unglücklich von der Schaukel gestürzt war klemmte sich immer ein bestimmter Nerv ein, wenn er zu lange in einer ungewöhnlichen Position lag. Während er mit der rechten Hand massierend durch seine Haare und über seinen Nacken strich versuchte er, die Augen noch immer halb geschlossen vom Sofa hochzukommen. Dabei bemerkte er plötzlich, wie kalt ihm eigentlich war. Im fehlte Ninas wärmender Körper, der sich doch vorhin noch so dicht an ihn schmiegte. Und überhaupt: Wann war "vorhin"?

Auf den "Light" Button seiner Armbanduhr zu drücken ließ in bereits schlimmes ahnen, denn mittlerweile war es auch ohne ein eingeschaltetes Licht im Raum stockfinster. Doch was ihm sein Zifferblatt verriet entsetzte ihn doch ein wenig: Es war bereits kurz vor 1 Uhr nachts!

Diese Tatsache gab ihm den dringend benötigten Adrenalinschub, der ihm half die pochenden schmerzen kurzzeitig zu verdrängen und wieder halbwegs klar sehen zu können. Hastig stolperte er über mehrere Falten im Teppich zum Lichtschalter gegenüber des Sofas. Die grellen Glühbirnen, die über die komplette Zimmerdecke verteilt waren brannten in seinen Augen und verstärkten den Schmerz kurzzeitig, doch er gewöhnte sich erstaunlich schnell an diese Umstände. Mit zusammengekniffenen Augen drehte er sich zurück zum Sofa um nach seiner Freundin zu sehen. Wilhelm fand, dass sie schlafend noch unschuldiger Aussah als sonst, schrieb ihr sogar einmal einen Liebesbrief in dem er sie in diesem Zustand mit einem Botticelli-Engel verglich. Doch seine Hoffnungen wurden jäh enttäuscht. Statt Nina fand er auf der Tagesdecke nur ihre grossmaschige Strickjacke und einen neongelben Notizzettel: BIN TANZEN. TREFFE MICH MIT MARCEL. KUSS NINA

Noch nie zuvor fühlte sich Wilhelm beim verlassen des zitronengelben Hauses mit der Nummer 6 so wie in dieser Nacht. Es viel ihm schwer, seine Empfindungen zu definieren. Sein Magen rebellierte vor Unruhe, die sich ein wenig anfühlte wie die Schmetterlinge, die ihn neckten wenn er Nina sah, doch diesmal schienen sie ihn von innen zu stechen und in seinem Kopf tobte eine Mischung aus Wut, Angst, Eifersucht und...Verständnis? "Natürlich kann sie mit ihm Tanzen gehen" murmelte er, "Natürlich tut er gelassen, wenn er mich sieht"... heftig schüttelte Wilhelm den Kopf, so das er jede einzelne seine Rastalocken an der Kopfhaut ziehen spürte. War es schon soweit mit ihm gekommen? Begann er bereits Marcel in Schutz zu nehmen und sich als minderwertig ihm gegenüber zu empfinden?

Das dürfte er auf keinen Fall zulassen! Er und Nina passten zusammen wie Topf und Deckel, nicht Marcel und Nina. Er war für sie da, als sie sich vor 2 Jahren ihr Kniegelenk überdehnte und Tagelang im Krankenhaus lag. Er war für sie da gewesen wenn sie trauerte, wenn sie Angst hatte. Er war IMMER für sie da gewesen.

Mit einem lauten zischen verscheuchte er den räudigen Strassenkater, der es sich am Vorderreifen seines Mountain-Bikes bequem gemacht hatte. Mit einem großen Satz schwang er sich auf den Sattel und machte sich auf den Nachhauseweg. Mit jedem übertrieben starken Tritt in die Pedale entfernte er sich weiter von Ninas Zuhause, huschte schneller und schneller von dem Licht einer Strassenlaterne in das der nächsten. Die einzelne Träne konnte sich dabei nicht lange auf seiner Wange halten.

An der Dunkelheit im Wohnzimmerfenster konnte er erkennen, dass seine Eltern bereits zu Bett gegangen sein mussten. Seinen Zorn mühevoll unterdrückend schloss er so leise wie möglich die Haustür auf, zog sich die verdreckten Turnschuhe aus und schlich sich so leise wie möglich die Treppe hinauf in sein Zimmer. Mit vor lauter Überdrehtheit zitternden Händen schloss er so behutsam er nur konnte die Tür hinter sich und schlug sich die Hand anschliessend mit voller Wucht auf den Schenkel. Dies war vielleicht nicht die beste Möglichkeit Aggressionen abzubauen, doch immer noch besser als mit der Tür zu knallen und so direkt ein Streitgespräch mit seinen Eltern für den morgendlichen Frühstückstisch zu provozieren.

"Du sieht aus als könnte man dir ein wenig himmlischen Beistand leisten", hörte er auf einmal eine zauberhafte, wenn auch etwas rauchige Stimme zu ihm sagen. Erschrocken blickte Wilhelm sich um: Im Dunkel seines Zimmers konnte er auf den ersten Blick niemanden ausmachen. Für einen Moment dachte er sogar, seine bereits arg überstrapazierten Nerven hätten ihm einen Streich gespielt. Doch dann erkannte er durch das von aussen hereindringende, fahle Licht der Strassenlaterne plötzlich eine hauchzarte Silhouette auf seinem Bett liegen, die immer deutlicher wurde, je mehr er sich auf sie konzentrierte. Zwischen seinem zerknautschten Bettbezug und einer leichten, zusammengerollten Stoffdecke räkelte sich ein Engel.

***Mit anderen Augen***

"Wie ulkig.... dein Gesicht sagt mir eindeutig dass du gerade mehr als verwirrt bist, doch die Zeltstange in deiner Hose erzählt mir gleichzeitig eine ganz andere Geschichte" hauchte das zarte Wesen auf seiner Matratze in einem ganzen und gar nicht engelhaften Ton und begann hysterisch zu kichern. Erst Wilhelms Minitaschenlampe, die er als leidenschaftlicher Nachtmensch immer an seinem Schlüsselbund trug brachten im wahrsten Sinne des Wortes Licht in diese mysteriöse Angelegenheit:

"Re...re...Rebecca?" stammelte er erstaunt und sah zur Sicherheit noch einmal ganz genau hin, doch seine Augen täuschten ihn nicht. Auf seinem Bett lag Rebecca, die Angebetete seines Freundes Franky. Nackt. Das einzige was ihren Körper bedeckte war ein paar kleiner, roter Flügelchen auf ihrem Rücken, wie man sie eventuell an einem albernen Faschingskostüm erwartet.

Mit einem mal richtete sie sich auf und setzte sich an die Bettkante, so dass sich ihre zarte Haut im kaltweissen Licht reflektierte. Wilhelms Taschenlampe lies Schatten über ihren Strammen Busen tanzen, durch die leichten Muskeln über ihrem Bauchnabel und immer weiter in die Richtung ihres Venushügels. Trotz seiner gerade jetzt nahezu fanatisch starken Zuneigung für Nina spielten sich vor seinem inneren Auge plötzlich Filme ab, die er eigentlich gar nicht sehen wollte, alleine schon aus Respekt vor Franky, und natürlich Nina gegenüber. Ihre schroffe Art gab ihm dazu die nötige Motivation:

"Mach doch die scheiss Funzel aus Mensch, meine Augen!" knurrte sie und versuchte sich sporadisch mit ihren Händen vor dem Licht zu schützen. Ohne auch nur an Gegenwehr oder zurückmaulen zu denken gehorchte Wilhelm ihr.

Rebecca: "Besser. Hast was gut bei mir!"

Wilhelm: "Wie bist du hier- "

R: "Deine Mum hat mich reingelassen"

Wilhelm wusste nicht was ihn mehr schockieren sollte. Das Rebecca ihn, wohlwissend das er eine Freundin hat im Adamskostüm aufsuchte, oder das seine Mutter sie einfach so ins Haus gelassen hat. Rebecca schien seine Gedanken zu erahnen und grinste.

R: "Ist eine wenig komplizierter, aber du wirst bald verstehen was ich meine. Ich weiss, das alles erscheint dir jetzt gerade mehr als Abstrus, und das verstehe ich auch, aber vertau mir einfach und setzt dich neben mich."

Wie befohlen stapfte Wilhelm langsam und vorsichtig durch das Chaos auf seinem Fußboden Und setzte sich neben Rebecca auf die Bettkante. Brav lächelnd legte sie ihren Arm um seine Schulter. Er konnte einen ihrer Flügel durch sein T-Shirt hindurch auf seinem Rücken spüren.

R: "Ich möchte dass du deine Augen schliesst und nur meiner Stimme folgst. Kapsle dich vollkommen von der Aussenwelt ab. Kehre dich komplett in dich und such nach allem, was dich bewegt."

Auch wenn ihm dabei nicht ganz wohl war versuchte er, Rebeccas Anweisungen zu folgen. Sein Kopf schmerzte ein wenig. Obwohl er schon tief in sich versunken war hörte er ein leises rasseln und spürte daraufhin, wie sich ein leichtes Gewicht um seinem Hals legte.

R: "Schon lange hatte ich das Gefühl, das bei dir und Nina nicht mehr alles so ist wie es sein sollte. Und ob du’s glaubst oder nicht, ich kenne dieses Gefühl. Diese Mädels sind eine Welt für sich, die wir nur von aussen Sehen, wie Besucher in einem Zoo. Wir bekommen exotische Bilder durch eine Glasscheibe präsentiert, die wir nicht durchschreiten können um uns einen Eindruck von Wahrheit zu verschaffen. Es müsste schon mit Zauberei zu tun haben, wenn wir das könnten."

Wilhelm wurde immer mulmiger zumute. Nicht nur konnte er Rebeccas wirrem Gefasel kaum noch folgen. Er war ein Mann eindeutiger Aussagen, den derartiger Hippibullshit, wie er ihn sonst nur von Franky kannte immer in Rage brachte. Ausserdem fühlte er sich irgendwie nicht besonders. Wie bei einer Erkältung, die erst Ausbricht nachdem man den Stress des Arbeitstages hinter sich gelassen hat fühlte er sich mit einem mal, als ob sich alles in ihm drehen und verbiegen würde. Beinahe musste er sich übergeben.

R: "Lass die Augen noch ein wenig geschlossen und versuch dich auszuruhen. Wenn du sie wieder öffnest und immer noch nicht verstanden hast können wir uns im Venice treffen...."

***Reinigung***

Sein Verstand schien mit seinen Ängsten um die Wette zu rennen, so schwer pochte es in seiner Stirn und in seinem Magen. Schweiss ran ihm aus allen Poren und seine ganze Haut fühlte sich an als würde ein ganzen Ameisenvolk über ihn hinwegziehen. Was geschah nur mit ihm? Hatte ihm Rebecca Drogen verabreicht, ohne das er es merkte? War es die kleine Platzwunde nach dem Fußballspiel, der verspannte Nacken oder doch der emotionale Stress, der seinen gesamten Körper zittern lies und ihm ungewohnte Gefühlsschauer durch den Leib jagte?

Wilhelm wusste sich nicht mehr zu helfen und bekam es langsam aber sicher mit der Angst zu tun. Er war als guter Freund des exotischen Wuschis und des Partygängers Franky erfahren darin, mit einem Übermass an Alkohol oder einem verdorbenen Magen umzugehen, doch all diese Symptome waren ihm neu. Trotz des Schwindelgefühls einen klaren Gedanken zu fassen viel ihm verständlicherweise schwer, aber nach einem kurzen Moment meinte er eine gute Entscheidung getroffen zu haben.

Von der Hoffnung auf Besserung getrieben sprang er auf und rannte los, mit hastigen Schritten in Richtung des kleinen Badezimmers, welches er von seinem Zimmer aus erreichen konnte. Seine Eltern haben diesen Miniraum mit WC, Waschbecken und Duschwanne ausgestattet, um ihn an Studenten vermieten zu können, sobald er ausziehen würde und ihm damit einen geeigneten Altar gebaut, um seine nächtlichen Sünden zu büssen. Wenn sich etwas krankmachendes in seinem Magen befand würde er es wohl oder übel auskotzen müssen und sich danach den Schädel unter dem eiskalten Duschwasser abkühlen. Inwiefern in diese seltsame Methode von seinen Leiden erlösen sollte wusste er zwar nicht, doch hatte er keine besseren Ideen. So schwach wie er sich in diesem Moment fühlte musste etwas getan werden, vollkommen egal was!

Das er auf dem Weg zum Bad, der ihm ungewohnt lang vorkam sowohl den Gehlverband als auch seine sonst eng sitzenden Hosen verlor irritierte ihn zwar, doch musste er sich in diesem Moment auf wichtigeres besinnen. Mit einem heftigen klatschen drückte er den Lichtschalter, warf sich über das Waschbecken und würgte mit aller Kraft. Nach einigem Husten konnte er tatsächlich etwas Magensäure aus sich herausquetschen. Er meinte auch tatsächlich, dass er sich kurz darauf etwas besser fühlen würde. Doch das verging ihm schnell wieder als sich mit den Ellenbogen am Beckenrand aufstützte und unter einem gewaltigen Schwall rotblonder Haare nicht sich selbst im Spiegel sah...

***Neue Welt***

"Ich bin betrunken...ich stehe unter Drogen...ich bin nicht bei mir selbst" stammelte die blasse Jugendliche, die unter einem Wasserstrahl in der Duschwanne saß immer und immer wieder, als wäre es ein Gebet, das alles wieder gutmachen könne. "Sie" war offensichtlich ein Double von Wilhelms Freundin Nina. Und das größte Problem an der Sache war nicht etwa ihr vor schreck erbleichter Teint, sondern dass es sich in Wahrheit um Wilhelm selbst handelte! Wieder und wieder hob "er" sich ein kleines Stück, pochte dann mit dem Rücken gegen die Duschwand und murmelte weiterhin seine Gebetsformel. Es muss sich um Halluzinationen handeln dachte er, seine Verstand musste sich selbst etwas vorgaukeln, davon war Wilhelm felsenfest überzeugt.

Doch das er bei jedem zurückwippen spürte wie das Gewicht auf seiner Brust für einen kurzen Moment leichter wurde, das er dabei jedes Mal durch die Brüste seiner Freundin starrte, hinunter über ihren schmalen Bauch, ihre Weiblichkeit, ihre glatten Beine, dass ihn jeder einzelne Wassertropfen auf eine ungewohnte, emotionale Art erregte, dass er sich dadurch immer leerer zwischen seinen Schenkeln fühlte... gab ihm immer wieder Gründe seine These in den Wind zu schiessen, auch wenn es ihn unglaublicherweise entspannte.

Ohne es aktiv zu wollen begann Wilhelm sein unheimlich real wirkendes neues Selbst abzutasten. Langsam fuhr er sich über die schmale Stirn, welche ja eigentlich seiner Freundin gehörte, über ihre Stupsnase, den Hals entlang, umrundete ihre Linke Brust und spielte ein wenig an ihr, was das Gefühl der Leere in seinem jetzigen Körper nur noch verstärkte. Die zierliche Hand mit den langen, weiblichen Fingernägeln, auf die Nina so stolz war rutschte tiefer und tiefer hinab über die zarte Körperlandschaft, doch riss abrupt ab und drückte sich Fest auf den Keramikboden. "Was zum Teufel mache ich hier eigentlich!?" Fragte Wilhelm sich selbst in einer Zuckersüßen, wenn auch böse klingenden Mädchenstimme. Wollte er grade wirklich das tun, für was er es hielt?

Wilhelm musste so schnell wie möglich aus dieser Dusche, um nicht vollkommen auszuflippen! Eilig drehte er das Wasser ab und stemmte sich hoch. Offensichtlich hatte seine neue Gestalt einige Marotten seiner Kleinen übernommen, die er nur bedingt in Aktion erleben wollte. Mit tapsigen Schritten ging er auf und ab, das Gewicht auf seiner Brust als steige Ermahnung, nicht abzulassen und dachte Krampfhaft über diese höchst ungewöhnliche Situation nach. Irgendwie hatte er sich in ein Abbild seiner Freundin verwandelt, das gestand er sich mittlerweile ein, oder versuchte es zumindest. Klar war auch, das er sich keine Hilfe von Aussen holen konnte. Was würden seine Eltern mit ihm machen wenn er sie in diesem Zustand wecken würde, oder gar die Polizei anrufen? Niemand würde ihm in dieser Situation glauben, nicht einmal er selbst!

"Was tun, Fräulein?" fragte Wilhelm sich selbst und betrachtete sich dabei im Badezimmerspiegel. Ein kleiner Hinweis war alles, was er wollte. Nur eine kurze Idee, die ihn auf den richtigen Weg brachte... Langsam musterte er sich von oben bis unten, angefangen bei Ninas Po, den er nun zum ersten mal aus dieser mehr als verführerischen Position betrachten konnte. Da bemerkte er plötzlich etwas, das ihm vorher nicht aufgefallen war und das im Schlagartig die nötige Erinnerung zur Lösung des Rätsels verschaffte. Durch den Spiegel und die offene Badezimmertür konnte auf seinem Bett ein paar rötlich schimmernde Flügel erkennen.

*** "kleines" ***

Aber natürlich! Rebecca ist die Ursache und höchstwahrscheinlich auch die Lösung auf all seine Probleme. Sie hatte ihm doch sogar für ein Tete-a-Tete im Venice angeboten, falls er nicht Verstand was sie mit diesem üblen Hokus Pokus bezwecken wollte. Wilhelm lächelte selbstverliebt. Zwar hatte er noch keinen Erfolg dabei, das perfide Spiel Rebeccas komplett zu verstehen, oder zu begreifen wie sie in der Lage war die Grenzen der Biologie und der Chemie zu überschreiten, doch zumindest über seinen nächsten Schritt war er sich nun klar: Ab ins Venice, Rebecca zur Rede stellen, triumphierend ein Bierchen trinken. Ein klitzekleines Problem hatte er dabei allerdings noch: Sich selbst!

Schon als Kind war Nina immer ein wenig kleiner als die anderen Kinder in der Nachbarschaft, und während ihre Freundinnen in der Pubertät allesamt einen Wachstumsschub erlebten kam sie gerade einmal auf 1,51m . Nicht, dass es Wilhelm stören würde. Er fand kleinere Frauen immer deutlich Attraktiver als "zu ihm Passende" über eine Größe von 1,75, vor allem da Nina stets sehr auf ihre Figur achtete und ihr ein allabendliches Workout heilig war. Und hätte es der Tanzlehrer damals nicht urkomisch gefunden, den Größten und die Kleinste seines Kurses einander zuzuteilen hätten sie sich wahrscheinlich nie kennen gelernt! Von der anderen Seite der Münze aus betrachtet beängstigte ihn die aus seiner früheren Sicht beinahe schon zwergenhafte Statur seiner Freundin geradezu.

Den Boden abtastend suchte er nach den Klamotten Ninas, welche sie "zur Sicherheit" bei ihm Lagerte, bis er sie schliesslich notdürftig unter dem Bett zusammengepfercht fand: Eine Jeans mit leichtem Schlag, ein einfaches Top in grün, eine Jeansjacke. Gespannt hielt Wilhelm den Atem an und suchte weiter.

Sekunden später entwich ihm die Luft wieder mit einem satten "Puh", den Nina hatte lediglich ein einfaches, weisses Höschen dagelassen. Während sich Wilhelm innerlich beim Lieben Gott dafür bedankte, das kein Tanga war und weder pink, noch mit Rüschen bestückt entschied er sich trotzdem dazu, den BH auszulassen. Dieser war zwar auch weiss und sehr schlicht gehalten, doch war der Gedanke in voller Damenmontur umherzustolzieren noch zu bizarr für ihn. Anschliessend warf er noch einen kurzen Blick in den Spiegel um zu überprüfen, dass sein Top richtig sitzt (also keinem Gaffer zu intime Einblicke erlaubt!) und einen auf seine Digitaluhr, die ihm verriet das er sich lieber etwas sputen sollte. Nervös schloss er seine Zimmertür hinter sich und schlich die Treppe herunter.

Vor der Haustür sah er sich allerdings dazu gezwungen, Inne zu halten. Das ihm so vertraute Viertel mit den sauberen Bürgersteigen, den spiessiegen Vorgärten mit ihren Gartenzwergen und der Realschule in unmittelbarer nähe war zu einem überdimensionalen, dunklen Ort mutiert. Alles um ihn schien ihm auf einmal so Fremd und monströs, als würde die Welt nur darauf Warten ein hilfloses Mädchen wie ihn zu verschlingen. Das ihm ein grosser Glatzkopf mit einer Bomberjacke von der naheliegenden Bushalte stelle aus zwielichtige Blicke zuwarf ängstigte ihn nur noch mehr. Die Panik in ihm wuchs langsam, aber unaufhörlich. Früher hätte er damit keinerlei Probleme gehabt. Wenn ihm früher jemand blöd kam reichte eine aggressive Körperhaltung oder im extremsten Fall eine Schelle, schon waren alle Probleme aus der Welt.

Was dieser Kerl allerdings jetzt alles mit ihm anstellen könnte (und offensichtlich auch würde!) wollte er sich lieber gar nicht erst vorstellen. Wilhelm begann zu zittern. Gab es denn wirklich niemanden, der ihm helfen wollte oder konnte?

"Kleines?" hörte er urplötzlich eine Stimme rufen, so dass er vor Schreck sogar zusammenzuckte. Er drehte sich nach Links in Richtung Gartentor und war seltsamerweise mehr als erleichtert eine ihm eigentlich sehr unangenehme Person zu sehen. "Marcel!" schluchzte er und näherte sich seinem Konkurrenten, zu dem er nun aufblicken musste. "Ich dachte du wolltest dich zuhause etwas ausruhen und die neuen Schritte verarbeiten? Aber anscheinend hast du es dir ja noch mal überlegt..." Meinte er beleidigt. Innerlich kochte Wilhelm. Wollte sich diese Witzfigur etwa allen ernstes hinter seinem Rücken noch weiter in die Beziehung mit Nina einmischen? Anstatt ihm allerdings hier und jetzt die Meinung zu geigen verliess nur ein schüchternes "hab’s mir noch mal überlegt." Wilhelms Mund.

"Also besteht da noch eine gewisse Chance, dich auf einen Drink einladen zu dürfen Kleine?" hakte Marcel direkt nach und zog dabei übertrieben Gigolohaft die rechte Augenbraue hoch. Wilhelm konnte nicht anders als zu schmunzeln und dabei den Kopf leicht zur Seite zu drehen. Auch, wenn er sich wohl lieber freiwillig auf einen Zahnarztstuhl setzen würde als Zeit mit Marcel zu verbringen entwickelte sich bereits eine weitere Strategie in seinem Kopf. Die Zuneigung dieses Schwachkopfes zu seiner Freundin konnte er doch ausnutzen, um sich mit ihm als Beschützer sicher einen Weg zu Rebecca zu bahnen, um diese Nacht endlich mit einem Happy End abzuschliessen und sich am nächsten Tag wieder voll und ganz der richtigen Nina widmen zu können. Das er bereits genug Angewohnheiten seiner Liebsten übernommen hatte war ihm längst bewusst. Jetzt galt es nur noch zu handeln.

"Aber nur wenn wir ins Venice gehen!" sagte Wilhelm lächelnd und versuchte dabei, so verführerisch er nur konnte die Wimpern auf und nieder zu schlagen. Sein Plan ging auf: Marcel erwiderte das lächeln, legte seinen Arm um "Ninas" Schulter und während der im falschen Körper gefangene Wilhelm versuchte über alles weitere nachzudenken schlenderten sie in Richtung Disko...

***Stimmungswechsel***

"Eigentlich ist er doch gar kein so schlechter Mensch, wie ich immer dachte" musste Wilhelm sich eingestehen als Marcel ihm den Stuhl zurechtrückte, so dass er bequem und ohne Umstände an dem Tisch, an dem er normalerweise mit Wuschi und Franky sass platz nehmen konnte. Doch nicht nur hier bewies Marcel ihm, dass er ein absolut perfekter Gentleman ist. Der gemeinsame Spaziergang zum Venice erschien ihm einfach himmlisch!

Marcels Blödeleien liessen ihn vollkommen in einer Welt abtauchen, in der es keine Probleme gab. Kein Streit mit Nina, kein Ärger mit dem Trainer oder den Eltern und vor allem: Kein Ärger zwischen Marcel und ihm! Jedes Spässchen mit dem er ihn zum Lächeln brachte liess ihn wehmütig auf die vergangenen Stunden der Abscheu zurückdenken. Heimlich erhoffte er, diesen Eindruck vor seiner Rückverwandlung korrigieren zu können.

Bei all dem zwischenmenschlichen Frieden konnte er sogar die eindeutigen Annäherungsversuche Marcels ignorieren. Die kleine Umarmung hier und sein über die Schulter gelegte Arm waren ihn in seinem Kopf zwar peinlich, doch so konnte er immerhin seinen Mangel an körperlicher Stärke vergessen. Es tat gut zu wissen, dass Marcel auf ihn aufpassen würde. Zumindest so lange er ihm nicht sein "wahres ich" zeigte. Und als Marcel dann schliesslich auch noch vor den Augen der wartenden Kundschaft den Türsteher zur Sau gemacht hat weil dieser es wagte, "seine Kleine" nach dem Personalausweis zu fragen, obwohl "eine solche absolut nicht kindliche Schönheit offensichtlich älter als 18 sein musste", woraufhin dieser bullige Riese die beiden mit leicht ängstlichem Blick passieren liess war es um Wilhelm geschehen. Das er Marcel nur so lange falsch einschätzen konnte...

"Verrätst du mir an was du gerade denkst?" Fragte Marcel ihn. Keine Reaktion von Wilhelms Seite. "Denn wenn du grade ans Küssen denkst könnte ich dir vielleicht dabei helfen, die Sache zu vertiefen" "Was!?" quiekte der aus seinen Gedanken gerissene Wilhelm zur Antwort, der Marcels letzten Kommentar wohl überhört hatte, was diesem die Chance gab sein Stürmen und Drängen nochmals zu überdenken.

"Ach ich....mich....ja, mich würde interessieren warum wir heute überhaupt ins Venice gegangen sind. Du wolltest doch unbedingt hierher. Weswegen eigentlich?" Fragte er erneut und änderte so die Gesprächsrichtung, was Wilhelm aber nur noch mehr aus dem Konzept brachte.

"Scheisse, Rebecca!" Dachte Wilhelm laut. Da war doch tatsächlich etwas, das er verschwitzt hatte. Wilhelms eigentlicher Verstand meldete sich wieder zu Wort, und zwar so laut und deutlich wie schon lange nicht mehr. Er konnte Marcel auf den Tod nicht leiden, er war KEIN Mädchen und wollte deswegen so schnell wie Möglich Rebecca finden, um sie irgendwie dazu zu bewegen, ihre Magie oder was auch immer sie mit ihm angestellt hat rückgängig zu machen. Er konnte schliesslich nicht für immer so herumlaufen.

Wie von der Tarantel gestochen sprang Wilhelm auf und suchte hastig die Wände ab, bis er Rebecca schliesslich sah, wie sie gelangweilt und versteckt hinter einigen bekannten von Franky an der Wand lehnte.

"Rebecca!" rief er in ihre Richtung, was einige verdutzte Blicke auf ihn zog. "Lass mich bitte aufstehen, ich muss zu ihr!" flehte er Marcel an, weiter in Richtung Rebecca starrend, die ihn trotz des Rufens noch nicht bemerkt zu haben schien. Doch während er schon dabei sich in Bewegung zu setzen spürte er plötzlich etwas angenehm warmes an seiner Hand.

"Geh jetzt bitte nicht Nina" hauchte Marcel zärtlich und lächelte.

Da verschwand das Bedürfnis, Rebecca zu sprechen plötzlich aus Wilhelms Gedanken. Das schöne Gefühl in seiner Hand breitete sich mit einem sanften Kribbeln über seinen Arm aus. Langsam setzte er sich wieder, ohne dabei auch nur ein Wort zu sagen oder seinen schier überquellenden Blick von Marcel abzuwenden. Als sein hintern dem Stuhl näher kam spürte er plötzlich Marcels andere Hand durch Ninas Jeans auf seinem Oberschenkel, was sich fast noch besser anfühlte.

"Ich wollte mit dir über etwas reden" brachte der Herzensbrecher schliesslich heraus, während sein Kopf sich langsam "Ninas" Kopf näherte. Nun nahmen die Gefühle endgültig Überhand. Wilhelm fühlte sich wie auf einer Wolke. Sein ganzer, oder besser gesagt "ihr" ganzer Körper bebte vor Erwartungen. Marcels Gesicht, dessen Schönheit ihr bis dahin noch nie aufgefallen war wurde von einer Aura umrandet, die alles, was nicht dazugehörte aus ihrem Sichtfeld blendete bevor sie endgültig die Augen schloss. Kurz darauf machte sich diese zauberhafte Emotion auch hinter ihren Lippen breit...

***Tochter der Luft***

Von der nächsten halben Stunde bekam Wilhelm kaum etwas mit. "Sie" spürte lediglich wie sich Marcels Arme immer enger und bequemer um sie spannten, sie fühlte sich darin sicher und geborgen, so wie in einem Kokon. Je tiefer sich seine Zunge in ihren Hals bahnt, desto angenehmer fühlte sie sich dabei, während seine Hand, die zärtlich um ihre Schenkel spielte ihr dabei halfen, nur noch an diesen einen, unvergesslichen Moment zu denken.

Zwischenzeitlich meinte sie, Gelächter zu hören, so stark und laut grölend, dass es sie fast aus ihren naiven Träumen vom ewigen Glück riss, doch als ihr bewusst wurde dass sie nicht das Ziel des Gespötts war und die tosende Menge ihrer nicht bedarf, verdrängte sie die Aussenwelt wieder mit steigender Sicherheit.

Nach einer Weile verstummte das Gelächter wieder genau so plötzlich wie es aufgetaucht war. Immer mehr Gäste verschwanden mit der Zeit, Gespräche begannen zu verstummen, der DJ legte immer langsamere und leisere Scheiben auf. Im zarten Licht der Diskokugel hätte sie ihn ewig küssen können, noch einmal so lang und eine weitere Ewigkeit an seinen Lippen hängen und nur zu unterbrechen, wenn sie seinen Hals oder seine Wangen berühren und küssen wollte. Doch offensichtlich hatte Marcel noch viel mehr mit dieser Nacht vor, als sie in ihrem Rest männlicher Naivität erahnen konnte, oder dem letzten Widerstand gegen das Geschehende, der tief vergraben in ihrem Hirn lag ahnen wollte.

Auch an den eigentlich langen Fussmarsch vom Venice bis zu Marcels kleiner 2 Zimmerwohnung erinnerte sie sich nicht mehr, als Marcel sie auf seine Bettdecke legte. Sei meinte sich daran zu erinnern, das er sie auf dem letzten Teil der Wegstrecke und schliesslich sogar über seine Türschwelle getragen hatte, doch das war ihr alles auch nicht mehr wichtig. Sie drehte sich auf den Rücken und beobachtete Marcel dabei, wie er zuerst ein paar dicke, rote Kerzen anzündete. Auf das Radio und seine Standartauswahl an Kuschelrock CD’s verzichtete er. "Dieser Moment gehört nur uns" versprach er ihr und begann, sich langsam das teure Nadelstreifenhemd abzustreifen.

Einige Minuten und einen sanften Striptease später stand er in all seiner Pracht und siegessicher vor ihr. Sie hatte sich mittlerweile auf den Rücken gedreht und das ihr gebotene Schauspiel gebannt und erregt verfolgt. Zumindest bis er sich mit langsameren, selbstsicheren Schritten auf sie zu bewegte, erst das linke Bein auf das Bett hob, dann das Rechte, bis er mit den zufriedenen Augen eines Verliebten über ihr kniete. In diesem Moment meldete sich, wohl weil sich die Ereignisse in beinahe schon höllischer Geschwindigkeit überschlugen Wilhelms eigentliche Gedanken wieder. Die Lust verschwand aus Ninas Augen und wichen Angst.

Vorsichtig beugte sich Marcel über sie, stützte seine Hände neben ihren Hüften auf und Zog ihr Top mit dem Mund nach oben, soweit, dass er ihren Bauchnabel küssen konnte.

"Nein, bitte nicht. Hör auf!" wimmerte Wilhelm, während Marcels Lippen sich langsam ihren Weg gehn Hals bahnten. Er versuchte ihn mit beiden Händen von seiner Gier abzuhalten und strampelte so wild er konnte mit seinen dünnen Beinchen, aber es nützte nichts- Marcel war ihm schlicht und ergreifend Körperlich weit überlegen.

Dieser kroch nun mit seinen Händen an Ninas rippen entlang, bis diese schliesslich über ihre Brüste fuhren. Zärtlich massierte er sie, spielte mit ihren Nippeln. Ihre Beine verstummten unterdessen.

"Oh Marcel....nicht...bitte" Seufzte eine Nina, die deutlich weniger Kraft in ihrer Stimme verwendete. Ihre Hände strichen nun sanft über seine behaarten Unterarme. Plötzlich fühlte sie sich wieder wie bei ihrem ersten Kuss im Venice. Ihr Körper fühlte sich geborgen bei ihm. Ist es das, was Nina so attraktiv an ihm fand? Weshalb sie sich trotzdem regelmäßig mit ihm traf, obwohl er dagegen war? War sie immer so....zufrieden bei ihm? Fragte sich Wilhelms Verstand, der nun immer mehr den körperlichen Gelüsten wich. Ihr Atmen wurde immer stockender und lauter, während er weiter mit ihr spielte. Die leere zwischen ihren Beinen wuchs und wuchs wie ein Geschwür, bis sie unerträglich wurde.

"Dieser Moment gehört nur uns" stöhnte sie und streichelte ihm zärtlich über den Kopf. Er verstand und machte sich daran, den obersten Knopf ihrer Jeans zu öffnen. Langsam faltete sich der abwärtsrutschende Stoff, bis er es über ihren straffen Po geschafft hat, glitt an ihren Schenkeln herab, über ihre Füsse und verschwand schliesslich in einer dunklen Zimmerecke. Mit einer zweiten Bewegung zog er ihr das mittlerweile feuchte Höschen aus.

Mit behutsamen, aber gleichzeitig tiefen und kräftigen Stössen drang Marcel in sie ein. Schweissperlen rannen von ihrer Stirn. Er hatte es geschafft diesen Fluch des leer seins von ihr zu nehmen, liess sie mit jedem ausholen erneut betteln, dass er sie stopfen möge und mit jedem Eindringen innerlich brodeln.

Sie schlang sich um seinen Hals, Küsste seinen Hals, seine Brust, dankte ihm für das Geschenk, das er ihr machte, krallte ihre langen Nägel vor Schmerz und Beben tief in seinen Rücken, bis dieser leicht zu bluten begann und stöhnte saftiger mit jeder Sekunde, jedem seiner Taktschläge.

Als sie endlich ihren Höhepunkt erreichte und mit einem letzten Aufschrei ihre Anspannung entlies und erschöpft in Marcels Arme fiel, hörte sie in ihrem inneren Ohr leise die enttäuschten Rufe des Mannes, der einst ihr eigentliches ich war...

***Ende mit schrecken...***

Am nächsten Morgen erwachte Wilhelm im Körper seiner kleinen, lüsternen Freundin, wohlwissend was Gestern Nacht geschah. Sein Verstand, mittlerweile nicht mehr Trunken von physischen Reizen und Emotionen war wieder klar denkend und männlich geprägt. Ungläubig starrte er auf den neben im liegenden Verführer. Er fühlte sich missbraucht, ausgenutzt und betrogen. Jedoch nicht von Marcel, sondern von Nina!

Was gestern Abend geschah hatte er nur als Passagier miterlebt. Die Gefühle jedoch, alles was ihn in Euphorie und orgasmische Hochstimmung versetzte....das war Nina. Und das, was er fühlte war stärker als simples ficken. Es war etwas tiefsitzendes, ergreifendes. Etwas, das er so nicht einmal bei seinem ersten Mal mit Nina erlebte. Etwas, das nicht so einfach aus einer wilden Liebesnacht entstehen kann.

Für Wilhelm war der Fall klar: Nina liebte Marcel. Sie gab ihm genau die gleichen Sehnsüchte wie er ihr. Nicht so wie Wilhelm sie liebte, sondern auf eine poetischere, ehrlichere Weise. Sie liebte ihn schon lange. Womöglich schon bevor sie sich kennen gelernt haben. Welche Position er in diesem Schachspiel hatte wusste er nicht und wollte er auch gar nicht mehr wissen. Für ihn war ein Teil seines Lebens gestorben, ein anderer allerdings aufgeblüht.

Ja, Marcel blieb sein Erzfeind. Und ja, der gestrige Abend war nicht unbedingt freiwillig. Zumindest nicht von Beginn an. Den der grösste Schock an der Situation bestand für ihn darin, es genossen zu haben. Marcels zuerst höflicher, dann allerdings rauer Umgang erweckten primitive Triebe wie er sie noch nie zuvor erlebt hatte. Dieses Gefühl, der Lust vollkommen ausgeliefert zu sein Befriedigte ihn auf Ebenen, die er zusammen mit Nina nie erreicht hatte. Bereits jetzt spürte er die sucht nach einem neuen Erreichen in ihm emporsteigen.

Die Balance zwischen Sinn und Sinnlichkeit Gebot ihm allerdings vorerst ein anderes Handlungsziel. Noch war er ein exaktes Ebenbild seiner Freundin, und wenn er Marcel gestern richtig verstand war die echte Nina zuhause, schlief wahrscheinlich noch. Wilhelm addierte 1 und 1 vor seinem inneren Auge und kam zu dem Ergebnis, dass er lieber schnellstmöglich versuchen sollte, Rebecca ausfindig zu machen. Zwar kannte er diese "Zauberin" kaum persönlich und wusste nur wenige Details ihres Lebens von seinem Freund und ihrem Wannabe-Lover Franky, aber glücklicherweise war es nicht schwer an weitere Informationen zu kommen, wenn man Franky ein wenig kannte, Vermutlich sass er wie jeden Sonntag morgen nach einer harten Sauftour zum "abchillen" an ihrem Stammtisch im Venice.

Leise, um Marcel nicht zu wecken, aber dennoch schnell suchte Wilhelm Ninas Kleider, die überall im Raum verteilt wurden zusammen und stürmte aus der Wohnung. Er bezwang seine Angst vor der grossen, bösen Welt und sprintete auf die Aussenterasse des Venice. Zu seiner Überraschung fand an dem Stammtisch an dem er, Franky und Wuschi regelmässig über den Sinn des Lebens philosophierten nicht der von ihm erwartete Partylöwe Franky, sondern dessen Angebetete, sondern Rebecca. Und noch viel erstaunter war er, als diese sich nach einer knappen Begrüssung DOCH als Franky entpuppte!

Franky erzählte ihm die ganze Geschichte. Wie er dieses antike Medaillon durch Walter erlangte und sich selbst verwandelte, dadurch erst Rebeccas für sich gewinnen konnte (auch, wenn er sich Details für den Moment, in dem das "Trio Infernale" wieder komplett war aufheben wollte) und nun hier landete. Wo sich das Medaillon im Moment befand, das wussten sie nicht so genau. Als Wuschi- mittlerweile ein Duplikat seiner eigentlich verhasste Exfreundin Anja- sich kurze Zeit später zu ihnen Gesellte und ihnen Gestand, dass auch er nicht wisse wo dieses Medaillon ist und bis gerade eben noch Hoffnungen hatte, das Franky oder Wilhelm es noch bei sich tragen würden waren die drei Freunde starr vor Schreck. Keiner von ihnen wusste recht was er sagen solle. Wuschi tat schliesslich den ersten Schritt zur Besserung: Vielleicht würde eine heisse Tasse Kaffee ihnen dabei helfen, neuen Mut zu fassen

Glück kann man am ehesten mit Glas vergleichen. So prächtig es auch schimmern mag, die Gefahr es zu zerbrechen ist allgegenwärtig. Mindestens genau so existent wie die Chance, dass einem erst durch das Schneiden an einer Scherbe bewusst wird, das man besser in ein anderes Gefäss investiert hätte.

***Nachwort***

Lang, lang ist her....doch wie ein Phönix aus der Asche bin ich mit einer neuen Geschichte zurückgekehrt. Ich weiss, viele von euch haben sicher nicht mehr damit gerechnet, eine weitere Glück und Glas Geschichte zu lesen. Entschuldigungen werden zwar ohnehin oft überlesen, trotzdem möchte ich euch sagen dass die letzte Zeit sehr schwierig für mich war und immer noch ist. Doch das Fertigstellen von etwas, das beenden einer arbeit gibt mir in den richtigen Momenten auftrieb. Ausserdem möchte ich euch auch sagen, dass ich versprechen NIE breche. Ich habe früher Versprochen, die Glück und Glas Reihe zu Ende zu bringen, also.... :-)

Mit freundlichen Grüssen, T:M